Astrid von der Heide - Blog
Beziehungen

Installation einer Wallbox in der Tiefgarage – scheitert am WEG Beschluss

Die neue Eigentumswohnung hast du nach langer Suche in Hamburg gefunden. Top Lage, netter Grundriss und auch der Preis bewegt sich noch im Rahmen des Machbaren. Zu der Wohnung gehört ein Tiefgaragenstellplatz, bestes geeignet für dein E-Auto, ein echter Glückfalls, in einer der teuersten Städte Deutschlands. Jetzt fehlt nur noch ein Anschluss für die Wallbox in der Tiefgarage.

Sollte kein Problem sein, denkst du, denn seit Dezember 2020 gilt ein neues Gesetz, demnach der Wohnungseigentümer den Einbau einer entsprechenden Ladevorrichtung in der Tiefgarage oder an einem Parkplatz auf dem Gelände der Wohnanlage verlangen kann. Die anderen Miteigentümer können anschließend nur noch über die Ausführung der Baumaßnahme bestimmen. Ein einfacher Mehrheitsbeschluss soll für Letzteres ausreichen. Du hoffst darauf, dass sich weitere Mitstreiter*innen finden lassen, die deine Idee befürworten und die Kosten anteilig mittragen. 
Wallbox in der Tiefgarage: Zu wenige Anschlüsse | ADAC.
Die Hausverwaltung zeigt Sympathie für deine Idee eine Wallbox zu installieren und bringt den Tagesordnungspunkt auf die Agenda der nächsten WEG Versammlung.
Anders als erwartet, bekommst du weder Sympathie für dein Projekt noch die erforderliche einfache Mehrheit. Die WEG meint es sei Unsinn, zu teuer, nicht realisierbar in der alten Tiefgarage. An deinem Vorschlag die Installationskosten zu teilen, entfacht sich eine heftige Diskussion, die in einem Streit endet. Dein Plan einer Wallbox am Tiefgaragenstellplatz, zerplatzt wie eine Seifenblase.

Du bist wütend, gefrustet und wirklich enttäuscht, denn die Wallbox ermöglicht es dir nachts den Wagen zu laden und diesen nicht an der weiter entfernten öffentlichen Säule abzustellen. In Gesprächen mit deinen Freunden kommen die Nachbarn in der folgenden Zeit nicht gut weg, werden von dir als ignorante und rückständige alte Zausel beschrieben. Um doch noch zu deinem Recht zu kommen, erwägst du viel Geld für einen Anwalt auszugeben. Eine Freundin rät dir, eigentlich nicht erforderliche und zudem den Konflikt treibende rechtliche Auseinandersetzungen mal schnell zu vergessen und stattdessen der WEG ein Gespräch mit einer Mediatorin vorzuschlagen, um die Interessen aller Beteiligten zu klären. Letzteres erweist sich als die günstigere und zielführendere Option. In der Mediation zeigt sich nämlich, was die Parteien umtreibt.


Die WEG sorgt sich,
·       an den Kosten beteiligt zu werden,
·       den E-Stellplatz für die normale Fahrzeugnutzung zu verlieren,
·       eine wartungsintensive und Kosten treibende Wallbox installieren zu lassen, die nur dir einen Vorteil bietet,
·       diese regelmäßig erneuern zu müssen,
·       ob der Lärmbelästigung durch die Installation und die Verschmutzung der Tiefgarage und des Treppenhauses in der Zeit der Baumaßnahmen.

Du wiederum kannst den Mehrwert einer Wallbox für die WEG und deine Interessen vermitteln, denn in der Mediation bietet sich dir ein Raum
·       an Beispielen aus Hamburg und München aufzuzeigen, wie innovativ eine derartige Neuerung in einer Wohnanlage heutzutage sein kann,
·       welchen Vorteil ein mögliches Car Sharing für ein E-Auto mit sich bringt,
·       wie begründet deine Sorge ist, den Wagen nachts an einer entfernten öffentlichen Ladesäule zu parken.
·       zu benennen, warum es für dich wichtig ist, eine Kostenbeteiligung aus der WEG zu erhalten.

Da die Mediatorin zu Beginn mit der WEG Kommunikationsregeln vereinbart und auf deren Einhaltung im Verlauf der Mediation achtet, kommt es nicht zu den bekannten, weil nervigen und destruktiven Diskussionen der WEG Versammlungen. Die Mediatorin strukturiert das Verfahren und gibt jeder Eigentümer*in Raum seine/ihre Sicht darzulegen. Obwohl du selbst zuerst zögerlich einer Mediation als letzten Weg für die Installation einer Wallbox zugestimmt hast, läuft es am Ende richtig gut. Du kennst jetzt die Befürchtungen der anderen Eigentümer*innen und kannst entsprechend verständnisvoll darauf eingehen. Ihr nähert euch in den Mediationssitzungen an und es macht sogar Spaß gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Ihr trefft die Vereinbarung darüber, wo und bis wann die Wallbox installiert wird, wer sich um die Wartung kümmert, wer die Kosten trägt. Auch wie ein Car Sharing zu organisieren ist, wird in der Abschlussvereinbarung geregelt, die von der Mediatorin noch mal auf ihre Plausibilität hinterfragt wird. Gedauert hat das Ganze 4,5 Stunden oder drei Sitzungen. Heute stehen zwei E-Fahrzeuge in der Tiefgarage, dein Wagen und der im Car-Sharing, für die Gemeinschaft.