Astrid von der Heide - Blog
Organisationskultur Familie und Beruf

Frust mit der Urlaubsplanung

Heute schreibe ich über Tom*, der ein Team von sechs Personen in einem mittelständischen Unternehmen leitet. Tom wendet sich an mich, weil er im Job frustriert ist und sich von seinem Team hintergangen fühlt.


Was ist geschehen?  
Sommer, Sonne, Urlaub und Corona - schon vor Beginn der Pandemie gab es im Team immer wieder Streitigkeiten wegen der Urlaubsregelungen. Zwei Kolleginnen sehen nicht ein, warum nur diejenigen mit Familie bevorzugt in den Ferien reisen können und sie die Abteilung vertreten sollen, wenn draußen endlich Sommer ist. Mit der Home Office Regelung verschlechterte sich die Kommunikationskultur und das Miteinander zunehmend.
Tom berichtet mir im Vorgespräch, dass seitdem Unstimmigkeiten nicht mehr im Team thematisiert werden, so sehr er sich auch darum bemüht. Er spricht die wahrgenommenen Spannungen mehrmals in Calls an, erhält dafür aber nur Schweigen oder Achselzucken.  
Die Situation eskaliert, als Anfang des Monats eine der beiden unzufriedenen Kolleginnen die HR Managerin aufsucht und sich dort über die Ungerechtigkeit der von Tom ausgefeilt geplanten Urlaubsregelung beschwert. Von der HR Managerin erfährt dieser, dass wohl so ziemlich alle Kolleginnen seines Teams mit seiner Planung unzufrieden sind und sich eine Lösung des Problems durch die Personalerin erhoffen.
Worum geht es Tom?
Tom übernimmt seit mehreren Jahren als Führungskraft Verantwortung für Teams. Er hat Erfahrungen in der Leitung von Teams. Folglich verfolgt er das Ziel wieder Ruhe in das Team zu bringen und im offenen Dialog zu klären, warum die Urlaubsplanung als so problematisch angesehen wird.
Was zeigt sich in der Mediation?
Als die Entscheidung für eine Mediation fällt, begleite ich das Team als Ganzes bei der Klärung des Konfliktes um die Urlaubsplanung. Schnell stellt sich heraus, dass es hier nicht um die Urlaubsplanung geht, die als die Spitze des Eisberges gesehen wird, sondern um Themen wie Wertschätzung, das Gesehen werden der eigenen Leistung, um Absprachen in Projekten und eine transparente Kommunikation. Im Team gibt es zu pflegende Angehörige, was bislang in der Abteilung nicht bekannt war. Diese Aufgaben müssten zukünftig bei der Urlaubsplanung besonders berücksichtigt werden.
Welche Erkenntnis gewinnt der Teamleiter?
Der Teamleiter gewinnt für sich die Erkenntnis, dass er in seiner Rolle als Leitungskraft nicht so gesehen wird, wie er es sich erhofft. Im Büroalltag wünscht er sich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und eine transparente Kommunikation, daran ist zukünftig intensiver zu arbeiten. Die unbewusst mitschwingende Wahrnehmung, dass etwas nicht passt, führte zu seinem persönlichen Frust. Tom bedauert, in Unkenntnis der privaten Verpflichtungen der Care Kolleginnen, diesen nicht schon früher mehr Wertschätzung gezeigt zu haben. In der Mediation zeigt sich zudem ein fehlendes Vertrauen in den Teamleiter wie auch im Team als Gesamtes, bspw. wenn es um Care Aufgaben, Kinderbetreuung, zu verändernde Arbeitszeitregelungen geht.  
Welche Vereinbarungen trifft das Team?
Von mir begleitet, vereinbart das Team bis zum Ende der Sommerferien eine neue Kommunikationskultur zu etablieren. Sie werden Probleme schneller ansprechen, rechtzeitig und gemeinsam die jährliche Urlaubsplanung aufstellen und dabei versuchen die Wünsche aller Teammitglieder wertschätzend zu berücksichtigen. Tom übernimmt zusammen mit Teammitgliedern die Aufgabe ein wöchentliches After Work zu organisieren, an dem auch die Teilzeitkräfte teilnehmen können, post Pandemie soll der Termin stehen.