Astrid von der Heide - Blog
Organisationskultur

In KMUs sind Probleme oftmals Chefsache

Klein -und mittelständischen Unternehmern fehlen Auszubildende und Fachkräfte in den MINT Fächern. Sorgenvoll zeigt sich die seit längerem abzeichnende Entwicklung, Tausende von Arbeitsplätzen nicht besetzen zu können.

Was bedeutet das für Klein- und Mittelständler (KMU), wenn sich ein Konflikt abzeichnet? Beispiele gibt es so einige, sei es eine gestörte Kommunikation, die Offenbarung eines Konflikts während einer Teambuilding Maßnahme oder in einem Projektmeeting, oder die fehlende Anschlussfähigkeit des neuen Mitarbeiters.  

Oftmals regelt der Eigentümer, der Geschäftsführer oder ein anderes Mitglied der Geschäftsleitung das Problem, sind sie nicht selten gerade in KMUs „immer noch Chefsache“, will sagen, offensichtliche Störungen landen zur Klärung auf seinem Schreibtisch. So die Unternehmenskultur es zulässt, kann ein klärendes Gespräch mit dem Chef das Problem aus der Welt schaffen. Schlechter geht es aus, wenn der Konflikt tabuisiert wird, wie Damaris Deinert in einem marktpolitischen Erklärungsversuch zur fehlenden Nutzung von Mediation in KMUs der Region Sachsen-Anhalt nachweist.  

Es stellt sich mir die Frage, ob Klein- und Mittelständler unter dem Druck des Fachkräftemangels zukünftig noch diese Unternehmenskultur leben können. Die Frage stellen sich auch die HR Manager*innen. Sie sind es, die mit Incentives MINT Fachkräfte werben, in der Hoffnung diese als loyal dem Unternehmen verbundene Mitarbeiter*innen halten zu können. Zunehmend fragen HR-Abteilungen eine Mediation an, um eine Klärung des Konflikts zu ermöglichen. Personaler wissen um die Vorteile einer Mediation, und doch könnte gerade in Deutschland diese Methode noch besser genutzt werden.    

Denn der Kosten-Nutzen-Faktor eine Mediatorin anzufragen, ist hoch. Es handelt sich bei einer Mediation nicht um „irgendeinen Psychoquatsch“, so die langläufige Meinung von Nichtkennern der Szene. Eine erfolgreiche Mediation führt, in der Begleitung, Transparentmachung und Klärung eines Konfliktfalls, zu einem einvernehmlichen Ergebnis. Sie reduziert deutlich den Schaden, der durch abwandernde Fachkräfte entsteht, die mit ihrer Arbeitssituation und dem Betriebsklima nicht einverstanden sind und sich daraufhin verändern. Allein Zeit raubende und Kosten intensive Bewerbungsverfahren zu vermeiden und die Fachkraft zu halten, kann als Vorteil verbucht werden. Nicht zu unterschätzen sind vor allem die nicht kalkulierbaren Folgen eines stetig schwelenden Konflikts, der zu einem Loyalitäts- und Vertrauensverlust gegenüber dem Unternehmen und Kolleg*innen führen kann. Fehlende Motivation, gebremste Innovation oder gar Stillstand in der Entwicklung von Projekten verursacht in so machen KMUs einen kaum messbaren Schaden, der die Kosten eines Mediationsverfahrens bei weitem übersteigt.
Es bedarf noch einiges an Aufklärungsarbeit, um mehr Offenheit für die Vorteile einer Mediation in klein- und mittelständischen Unternehmen zu erzeugen, auch und gerade vor dem Hintergrund der „Hände ringend“ gesuchten Fachkräfte.